Ich habe um 10.00 h einen geschäftlichen Termin in Düsseldorf.
Am Vortage bin ich nach Bielefeld in eine Bildungsstätte angereist.
Nach dem Mittagsessen habe ich in einem Seminar einen Vortrag zu halten. Der Nachmittag ist für Gruppenarbeit mit einem Abschlussplenum vorgesehen.
Das Seminar wurde in der Abschlussbewertung sehr positiv bewertet. Über den Erfolg war ich glücklich. Ein Anschlussauftrag schien mir sicher.
Ich, rief vor dem Zubettgehen meine Frau an, wir tauschten die gemeinsamen Tagesereignisse aus und verabschiedeten uns liebevoll auf morgen. Ich bat sie – wie immer – unserer kleinen Stephanie ein Küsschen von ihrem Papa zu geben.
So positiv gestimmt ging ich dann zu Bett.
Ich ahnte nicht, dass der nächste Tag beinahe mein letzter auf dieser Seite des Lebens gewesen wäre.
Der 19. Januar 1979. Ich nahm zeitig das Frühstück ein und verabschiedete mich vom Hausherrn der Bildungsstätte und fuhr in Richtung Bundesautobahn.
Die Uhr zeigte vor 8.30 h. Ich habe das Radio an, um die Nachrichten zu hören mit dem anschließenden Verkehrsbericht. Die Informationslage ist gut, mein Termin in Düsseldorf wird gut zu erreichen sein. Die Straße ist frei.
Der Verkehrsfluss verdichtet sich plötzlich.
Stau fahren, Schlange fahren. Im Rückspiegel sehe ich einen Reisebus.
Dann trifft mein Auto eine Urfaust, ein Schlag.
Das war letzten woran ich mich erinnere.
Ich sehe nichts mehr, ich spüre nichts mehr, ich höre nicht mehr.
Mein Lebenslauf rast im Zeitraffer rückwärts. Ich bin wieder ein kleiner Junge. Viele Bilder aus meinem Leben laufen wie in einem Film ab, nur rückwärts.
Da, ein helles Licht. In ihm taucht ein Arm auf.
Eine geöffnete Hand streckt sich mir entgegen. Kein Lärm, kein Krach, keine Geräusche. Nichts ist zu hören. Die Hand deutet mit zu kommen.
Dann kracht es.
Ich werde irgendwie wach. Ein Mann spricht mich an. Ich verstehe diese Sprache nicht. Er hilft mir. Ich weiß nicht, ob er mir aus dem Auto geholfen hat auszusteigen.
Ich muss eine Weile an einem Auto gestanden haben. Der Mann war verschwunden.
Der Erste, der mich eine Weile später ansprach, war ein Polizeibeamter.
Mein Auto stand frontal in der Leitplanke der rechten Spur. Das war die Spur auf der ich ursprünglich fuhr.
Zeugen sagten später aus, dass mein Auto durch den Stoss wie eine Billardkugel durch die Autoschlange auf der linken Spur flog, denn es hatte sich an dieser Stelle Blitzeis gebildet. Das Auto knallte gegen die Leitplanke und wurde dann, durch die Aufprallenergie, auf die rechte Spur durch eine Lücke in der Stauschlange in Richtung Leitplanke geschleudert.
Und hier waren das Ende und der Neubeginn.
Ich habe einen 2. Geburtstag.
Den 2. begehen wir still, freudvoll und dankbar.
Ich habe wohl auf dieser Seite noch einiges zu tun.
Wolfgang K. , Siegburg